Auf dem „OER IT Sommercamp“ steckten Entwickler*innen, Entscheider*innen, Projektmanager*innen und Konzepter*innen aus dem Schul- und Hochschulbereich ihren Kopf fĂŒr zweieinhalb Tage in Weimar zusammen, um gemeinsame Konzepte, Projekte und Prototypen zu entwickeln. Auf der Agenda standen unter anderem die Weiterentwicklung der Einsatzmöglichkeiten von KI Technologien fĂŒr Bildung, die Implementierung von OER förderlichen Schnittstellen in Tools und Services und gemeinsame Projekt-Abstimmung der Community.
Lightning-Talks
Auf jedem IT Camp können Teilnehmende die Inhalte und Schwerpunkte selbst mitgestalten. Eine Form davon sind Lightning-Talks, in denen Experten in 5-10 Minuten ĂŒber ein bestimmtes Thema von allgemeiner Interesse berichten:
- Joachim Dieterich und Boris Bockelmann (PĂ€dagogische Landesinstitut Rheinland-Pfalz), AndrĂ© Scherl (Mebis / ISB Bayern) und Henry Freye (Landesinstitut fĂŒr Schule und Medien – Berlin/Brandenburg) stellten Aufbau und Struktur von (digitalen) LehrplĂ€nen vor
- Robert Mischke schilderte aktuelle Ăberlegungen, wie Lernpfade und pĂ€dagogische Einordnungen in ihrem Tool „Memucho“ abgebildet werden können.
- Zum Schwerpunktthema „KI“ zeigten Ralph Ewert (TIB Hannover) und Torsten Simon (edu-sharing Network e.V.) Ergebnisse aus dem vergangenen FrĂŒhjahrscamp und nannten Ziele fĂŒr den Workshop
- Steffen Hippeli und Matthias Hupfer (edu-sharing Network e.V.) stellten aktuelle OER Metadaten- und Schnittstellenkonzepte aus den Arbeitsgruppen und vergangenen Workshops vor
- Tobias Westphal (edu-sharing Network e.V.) stellte die aktuelle OER Demo-Umgebung vor und zeigte verfĂŒgbare Tools und Services, die der Community zum Testen bereitstehen.
LehrplĂ€ne mit KI fĂŒllen (Workshop 2)
Ziel des KI-Workshops war es, Materialien mittels einer KI (Neuronales Netz, Algorithmus) in eine Lehrplan-Struktur einzusortieren.
WĂ€hrend des Workshops-Verlaufs haben wir festgestellt, dass der Aufwand einer Zuordnung recht hoch ist, auch weil die LehrplĂ€ne in allen BundeslĂ€ndern unterschiedlich sind. Daher haben wir im ersten Versuch uns zunĂ€chst darauf konzentriert, einzelne Feldzuordnungen (Metadaten, z.B. Sachgebiet, Schulfach) aus den Daten zu extrahieren, um neue Materialien automatisch diese Daten zuzuordnen. In einem weiteren Schritt wĂ€re es auch denkbar, anhand dieser erzeugten Metadaten eine finale Zuordnung zum Lehrplan zu machen. Dies hĂ€tte den Vorteil, dass diese âZwischendatenâ einheitlich fĂŒr alle LĂ€nder sein könnten, und nur die finale Zuordnung unterschiedlich aussehen mĂŒsste. AuĂerdem sind die Metadaten fĂŒr das allgemeine Finden von Materialien hilfreich.
Wir hatten hierfĂŒr verschiedene DatensĂ€tze als Grundlage zur VerfĂŒgung, u.a. die Lehrplanstruktur Bayern mit etwa 38.000 DatensĂ€tze, der Lehrplan Rheinland-Pfalz mit etwa 15.800 DatensĂ€tzen sowie einen Pool an Materialien mit Metadaten (Sodis Content Pool) mit etwa 4.000 DatensĂ€tzen.
- Matthias Springstein (TIB Hannover) bereitete ein Tutorial zum Textmining vor und klassifizierte Daten. Er trainierte ein neuronales Netz mit Lehrplan-Daten und erhielt bei der automatischen Zuordnung der Inhalte in 98 Fachgebiete eine Genauigkeit von 22%.
- Daniel Rudolph und Torsten Simon (edu-sharing Network e.V.) beschĂ€ftigte sich mit dem „scikit-learn“ Framework und fĂŒhrte Tests zur Textklassifikation und Datenauswertung aus dem bayrischen Lehrplan vor
- Andre Scherl (Mebis – ISB Bayern) organisierte Lehrplandaten und half bei der Aufbereitung
- Viktor Eisenstadt (TIB Hannover) arbeitete an der Daten-Vorverarbeitung und Aufbereitung der LehrplÀne
- Torsten Simon beschĂ€ftigte sich mit der Datenaufbereitung aus dem SODIS Contentpool, fĂŒhrte Tests mit und ohne Stop-Words-Entfernung durch und baute einen Mini-Webservice mit dem man Textklassifikation in 5 Kategorien vornehmen kann.
OER Schnittstellen (Workshop 3+4)
Ziel des Workshops war es, verschiedene Tools und Systeme mit OER förderlichen Schnittstellen aufzurĂŒsten. Konkret konnte eine Visitenkarte des eigenen Services erstellt und fĂŒr einen Statistikabruf bereitgestellt werden, der am OER-Playground installiert ist. Der zentrale Statistikservice zeigt dabei alle registrierten Tools mit technischen Informationen (z.B. ob eine API vorhanden ist) und gibt die Anzahl der Materialien und verwendeten Lizenzen aus.
DarĂŒber hinaus wurden Metadaten fĂŒr Suchmaschinen (LRMI) oder fĂŒr föderierte Suchen an Repositorien integriert.
Statistikservice und Schnittstelle fĂŒr OER Portal
Friedhelm Schumacher erstellte eine Visitenkarte des SODIS OER Portals und der zugehörigen API. Damit registrierte er die Umgebung am Statistikservice.
searX4OER
David „-1“ Schmid erweiterte die Metasuchmaschine ’searx‘ um Suchmaschinen, die frei
verfĂŒgbare Inhalte und deren Lizenzinformationen sammeln. EingefĂŒgte Suchmaschinen sind:
vimeo, oerworldmap, wikimedia commons, memucho, tutory und pixabay.
Der Prototyp kann hier getestet werden:Â https://sx.0ds.de/Â
Der Code ist hier zu finden:Â https://github.com/einsweniger/searx
Fiplor
Tom Adler stellte seine App „Fiplor“ vor und band edu-sharing als föderierte Suche an.
Mehr Infos zum Projekt können in dieser PrĂ€sentation â gefunden werden.
Statistikservice fĂŒr ILIAS
Uwe Kohnle hat begonnen ILIAS um eine Visitenkarte zu erweitern. Der Statistikservice kann dann zukĂŒnftig auch Auskunft ĂŒber Inhalte von ILIAS Kurse anzeigen (work in progress).
Statistikservice fĂŒr Memucho
Robert Mischke stellte ebenfalls eine Visitekarte fĂŒr zur VerfĂŒgung, sodass „Memucho“ im Statistikservice auftaucht. AuĂerdem erweiterte er die API und schaffte somit die Grundlage, dass „Memucho“ föderiert durchsucht werden kann.
Föderierte Suche von Memucho in edu-sharing
Steffen Hippeli erweiterte den OER Playground um eine weitere Suchquelle. Jetzt wird auch Memucho föderiert durchsucht und Inhalte gefunden.
LRMI und Anbindung an Statistikservice fĂŒr edutags
Hermann Schwarz vom Deutschen Bildungsserver zeichnete „edutags“ mit LRMI Metadaten aus, sodass Inhalte von Suchmaschinen gefunden werden können. AuĂerdem legte er die Grundlage dafĂŒr, dass „edutags“ im Statistikservice auftauchen kann (work in progress).
Entwicklungsthemen (Workshop 5)
Teil 1) Austausch ĂŒber zukĂŒnftige Entwicklungsthemen
In einer groĂen Runde kamen IT Experten und Projektmanager aus verschiedenen LĂ€ndern und Organisationen zusammen, um wichtige Entwicklungsthemen fĂŒr die nĂ€chsten 1-2 Jahre zu sammeln und sich abzustimmen. An einer groĂen Wand mit vielen bunten Zetteln wurden Ideen aufgenommen und zu Themengebieten geordnet.Â
Teil 2) Brainstorming: Was ist die perfekte Autorenumgebung?
Der Fokus lag dann auf der Autorenumgebung. Im Brainstorming-Verfahren wurde zusammengetragen, was alles eine âperfekte Autorenumgebungâ ausmacht, welche Bestandteile und AnwendungsfĂ€lle dazugehören. Die Autorenumgebung wurde in drei Bereich aufgeteilt:
Editieren & Tool-Anbindung
In der Autorenumgebung sollte es einen Button â+ NEUâ geben, der den Nutzenden neben dem Hochladen von Inhalten v.a. Tools und Services anbietet, die geeignet sind um Inhalte kollaborativ zu erstellen und zu bearbeiten aber zentral zu speichern. Es wurden die interessantesten Tools gesammelt: H5P, ONLYOFFICE, Tutory, GeoGebra und Etherpad wurde mehrfach genannt. Auch die Möglichkeit hier direkt einen neuen moodle-Kurs zu erstellen wurde gewĂŒnscht.
Dateiverwaltung
In einer Autorenumgebung sollte es auĂerdem eine einfache Möglichkeit der Dateiverwaltung geben. Inhalte sollen hochgeladen, sehr einfach freigegeben und in Sammlungen verwaltet werden können. Alle erweiterten Funktionen, wie Workflow-Prozesse, differenzierte Freigaben und Berechtigungen sollen in eine eigene Redaktionsumgebung bzw. einen eigenen Modus ausgelagert werden, um die Bedienung nicht zu komplex werden zu lassen.
Redaktion & Review-Prozesse
In dieser Ungebung bzw. in diesem Modus sollen alle erweiterten Funktionen zur Dateiverwaltung und QualitÀtssicherungs-Prozessen zu finden sein. Es sollte pÀdagogische, lizenzrechtliche und metadaten-technische Reviewprozesse geben, eine Möglichkeit der erweiterten Datei-Organisation und Freigabe-Funktionen, Metadaten- und Lizenzierungsangaben.
Teil 3) Abstimmung von Review-Prozessen in den LĂ€ndern
Aus dem Themengebiet der âperfekten Autorenumgebungâ wurden sich dann die Review-Prozesse in Rheinland-Pfalz, Bayern und Berlin-Brandenburg genauer angeschaut. Ziel der Abstimmung war es 1. die Prozesse in den LĂ€ndern zu verstehen und 2. daraus einen ersten Standard-Prozess abzuleiten, um einen lĂ€nderĂŒbergreifenden Austausch zu ermöglichen. Diese Prozesse sollen im Nachgang mit weiteren LĂ€ndern abgestimmt und ĂŒberarbeitet werden.
- Ein Autor (kann auch ein Lehrender sein) reicht ein Material ein
- das eingereichte Material kann direkt fĂŒr die Schule freigegeben werden
- soll das Material fĂŒr alle Lehrer im Land freigegeben werden, muss eine LizenzprĂŒfung durch einen Content-Manager stattfinden
- Content-Manager sind auf Landesebene tÀtig, können aber auch auf kommunaler- oder Schulebene tÀtig sein
- der Content-Manager gibt Inhalte mit der korrekten Lizenz fĂŒr das Land frei
- Content-Reviewer wÀhlen pÀdagogisch geeignete Materialien aus, optimiert die Metadaten (z.B. Zuordnung zu Fach- und Sachgebiet-Systematiken)
- Content-Reviewer geben optimierte Materialien fĂŒr die Ăffentlichkeit frei
- öffentliche Materialien sind somit qualitĂ€tsgesichert und können in den lĂ€nderĂŒbergreifenden Austausch gehen
- externe Nutzer benutzen die öffentlichen, qualitÀtsgesicherten Materialien
- meldet ein externer Nutzer einen fehlerhaften oder bedenklichen Inhalt, wird das an das entsprechende Eltern-Repo geleitet, der zustĂ€ndige Content-Manager ist zunĂ€chst zustĂ€ndig, schĂ€tzt den Fehler ein und leitet es ggf. weiter. Nach erneut abgeschlossenem Review-Prozess ist der Inhalt wieder öffentlich verfĂŒgbar
OER Abgabe-Service
Der Wunsch einen OER Abgabeservice (âOER Klappeâ) zu haben ist schon mehrere Jahre alt. Seitdem wurde viel darĂŒber gesprochen. Es entstanden technische und organisatorische Konzepte, wie ein zentraler Abgabeservice aussehen kann, was er funktional leisten muss und wie das mit den Lizenzen und der redaktionellen Pflege der abgegebenen Inhalte aussieht.
Nele Hirsch hat diese Ideen auf dem IT Camp aufgegriffen, mit einigen Teilnehmenden besprochen und als zentrale öffentliche Anlaufstelle – die âBildungsmaterialspendeâ umgesetzt. Sie kann hier getestet werden: www.bildungsmaterialspende.de
Nutzende können hier Bildungsinhalte hochladen, nachdem sie eine Lizenz fĂŒr das Material ausgewĂ€hlt haben. Optional können weitere Angaben wie Titel, Name des Urhebers, eigene Mailadresse etc. angegeben werden. Nach der EinverstĂ€ndniserklĂ€rung wird das Material hochgeladen. Der Nutzende bekommt eine E-Mail, dass der Inhalt hochgeladen wurde und in PrĂŒfung ist. Auch nach abschlieĂender PrĂŒfung wird er benachrichtigt, ob der Inhalt weiter benutzt wird oder von der Redaktion als irrelevant fĂŒr den Bildungskontext eingestuft wurde.
Eine andere Lösung dieser Idee ist an der JOINTLY OER Demoumgebung als âOER DropOffâ installiert. Hier ist der Ansatz der, dass es eine lĂ€nderĂŒbergreifende Redaktion geben könnte, die einschĂ€tzen, ob die hochgeladenen Inhalte pĂ€dagogisch brauchbar sind und verteilen sie ggf. im Netzwerk weiter. Vorher hat der oder die Hochladende versichert, dass 1) das Material selbst erstellt oder nur offen lizenzierte Inhalte nachgenutzt werden und 2) dass er/sie die Redaktion ermĂ€chtigt das Material im Bildungskontext frei zu nutzen. Weitere Angaben zum Material können nach dem Upload optional hinzugefĂŒgt werden.
Diese Variante kann hier ausprobiert werden:Â https://playground.oer-contentbuffet.info/dropoff/
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