Im Rahmen eines aktuell laufenden Projektes StöberSpecs* bereitet das Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen (hbz) gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft desselben Bundeslandes und in Zusammenarbeit mit Open Culture Consulting Werkzeuge und Prozesse für die Standardisierung von OER-Metadaten vor. Eine professionelle Metadatenstandardisierung macht die Ergebnisse von OER-Aktivitäten, wie beispielsweise neue Projekte zur Erstellung und Publikation von OER, deutlich leichter auffindbar. Dies geschieht dadurch, dass die OER direkt besser über Internetsuchmaschinen gefunden werden können oder indem der Aufbau fachspezifischer Angebote zum Browsen und Entdecken von OER erleichtert wird.

Hintergrund

Ausgestattet mit Fördermitteln von Bund und Ländern beschäftigen sich derzeit immer mehr Akteure und Projekte mit dem Aufbau von Infrastrukturen zur Erstellung, Publikation und zum Teilen von Open Educational Resources (OER). Bekanntermaßen spielen interoperable Metadaten innerhalb einer solchen Infrastruktur eine zentrale Rolle, so dass sich derzeit vielerorts im deutschsprachigen Raum die Frage stellt, wie OER mit Metadaten versehen werden sollten.

So trifft sich beispielsweise seit Ende 2018 regelmäßig eine Gruppe von Vertreter:innen verschiedener Bundesländer, in der über Infrastruktur für OER-Repositorien und damit auch über Metadatenstandardisierung diskutiert wird. Eine der augenblicklichen Aktvitäten dieser „OER-Repo-AG“ war die Definition eines vorläufigen OER-Metadatenstandards für den Hochschulbereich, der in einer ersten Version noch dieses Jahr vorliegt.

Damit existieren derzeit mehrere sich teilweise überlappende Zusammenhänge zum Austausch über OER-Metadatenstandards. Um Parallelarbeiten möglichst zu vermeiden und damit Anwendungen möglichst gute und homogene Metadaten aufweisen, ist ein Forum zur gemeinsamen fortdauernden, transparenten und nachhaltigen Entwicklung und Pflege von Metadatenstandards sinnvoll.

Die gemeinsame OER-Metadatengruppe von Jointly und der DINI-AG KIM (Kompetenzzentrum Interoperable Metadaten) soll ein solches Forum sein. Die Gruppe hatte sich bereits 2013 als ein überinstitutioneller, institutions- und projektunabhängiger Rahmen für Diskussion sowie Entwicklung und Pflege zukunftsfähiger Metadatenstandards für Open Educational Resources (OER) im deutschsprachigen Raum gebildet. 2017 fusionierte sie mit der OER-Metadatengruppe von Jointly. Die Mailingliste der Gruppe hat derzeit 65 Mitglieder überwiegend aus Deutschland aber auch aus Österreich und der Schweiz. Innerhalb der Gruppe gibt es seit Jahren – mal mehr mal weniger – Austausch zu den Entwicklungen im Bereich OER-Metadaten: Diverse Konzepte wurden erstellt und prototypisch in der Praxis angewendet, ein fortgeschrittener Entwurf für die strukturierte Beschreibung von OER-Diensten (siehe zum aktuellen Stand diese E-Mail) liegt vor.

Momentan erschweren die Arbeitsweise und Strukturen der OER-Metadatengruppe allerdings die Integration neuer Mitglieder. Zwar sind Dokumente und Protokolle offen zugänglich, für interessierte potentielle Neueinsteiger:innen ist es aber schwierig, einen Überblick über die geleisteten, gegenwärtigen und zukünftigen Arbeiten der Gruppe zu bekommen. So gibt es beispielsweise viele verschiedene Google-Drive-Dokumente – teilweise sehr umfangreich – und dazu Inhalte im Wiki, auf der Mailingliste und auf GitHub.

Im hier beschriebenen Projekt sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, um die OER-Metadatengruppe innerhalb des Kompetenzzentrums Interoperable Metadaten (KIM) der Deutschen Initiative für Netzwerkinformation (DINI) als zentrales, offenes und transparentes Standardisierungsgremium für OER-Metadaten zu etablieren. Das Land Nordrhein-Westfalen stellt freundlicherweise finanzielle Mittel zur Verfügung, damit die Sebastian Meyer & Felix Lohmeier GbR – Open Culture Consulting uns bei der Umsetzung unterstützen kann.

Projektziele

Die beiden zentralen Projektziele sind:

  1. Professionelle Erstellung und Publikation gemeinsamer Standards
    Für den Aufbau einer vernetzten, interoperablen Infrastruktur sind gemeinsame Standards in den deutschen Bundesländern und darüber hinaus ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Damit diese Standards anerkannt sind, ist eine professionelle Publikationsumgebung und ein ebensolcher Erstellungsprozess unumgänglich. Dabei lässt sich von Standardisierungsgremien im Bereich Metadaten und/oder Web einiges lernen, z. B. vom World Wide Web Consortium (W3C) oder der Dublin Core Metadata Initiative (DCMI).
  2. Einstiegshürden potentieller Teilnehmer*innen minimieren
    Mit Blick auf potentielle Teilnehmer:innen an der Standardentwicklung soll ein schneller Überblick über die Aktivitäten der Gruppe gegeben werden und ein einfacher Einstieg zur Beteiligung an der Standardentwicklung ermöglicht werden.

Im hier angekündigten Projekt sollen beide Aufgaben angegangen werden, wobei der Fokus auf dem ersten Punkt liegt. Im Hinblick auf die Werkzeuge werden vorzugsweise existierende Tools benutzt, die gegebenenfalls an die spezifischen Bedingungen angepasst werden. Zum Ende des Projekts werden also die Werkzeuge bereitstehen und Prozesse definiert sein, die zur professionellen Entwicklung gemeinsamer Metadatenstandards (“Empfehlungen”) nötig sind. Dabei werden sich Tools und Prozesse unterscheiden für Standardisierung von *Metadatenschemata* sowie von *kontrollierten Vokabularen*. Darüber hinaus werden die Einstiegshürden für neue Mitglieder gesenkt werden, indem zum Beispiel das Wiki aufgeräumt und umstrukturiert wird, damit interessierte Personen zügig erfahren können, was die Gruppe macht, was sie bisher veröffentlicht hat, woran sie gerade arbeitet und welche weiteren Arbeiten geplant sind.

Arbeitspakete

AP 1: Evaluation, Auswahl und Anpassung von Spec-Präprozessoren

Bekannte Präprozessoren zur Publikation von Spezifikationen im Web via GitHub/GitLab Pages, wie z.B. respec oder bikeshed werden evaluiert und an die Bedürfnisse der Gruppe angepasst.

AP 2: Definition des Prozesses zur Spezifikation eines OER-Metadatenschemas

Eine fertige Spezifikation soll umfassen:

  • ein HTML-Standard-Dokument mit allgemeinen Informationen und Dokumentation anhand eines annotierten Beispiel
  • ein Schema zur Validierung von Metadatensätzen (JSON Schema)
  • einen Editor, der auf dem Schema basiert

Der Prozess, um zu diesem Ergebnis zu gelangen, muss definiert werden. Hilfreich wird dabei eine Orientierung an Prozessen anderer Standardisierungsorganisationen sein, siehe etwa das W3C-Prozessdokument oder den IETF-Prozess. Fragen in diesem Kontext sind u. a.: Wer kann am Prozess teilnehmen? Wie wird entschieden, woran gearbeitet wird und in welchem Zeitraum? Welche Rollen gibt es? Welche Art von Treffen (physisch und virtuell) gibt es und wie häufig? Wie sind die Einladungsmodalitäten? Was findet auf der Mailingliste, was im Wiki, was auf GitHub statt? Wie werden Entscheidungen bei konkurrierenden Standardisierungsvorschlägen getroffen? Inwieweit gilt das Konsensprinzip? Wie lange muss ein Spezifikationskandidat zum Kommentieren veröffentlicht sein, bevor die finale Spezifikation veröffentlicht wird?

AP 3: Definition des Prozesses zur Spezifikation von kontrollierten Vokabularen

Bestandteile der fertigen Spezifikation eines kontrollierten Vokabulars sollen sein:

  • Eine SKOS-Datei als Basis
  • Eine HTML-Seite mit einer allgemeinen Beschreibung des Vokabulars und Anwendungsfällen sowie hierarchischer Darstellung und Filterfunktion
  • Eine API zum Lookup von Elementen des Vokabulars

Hier stellen sich ähnliche Fragen wie bei AP 2.

AP 4: Erstellung einer SKOS-Einführung

Ein wesentlicher Aspekt zur erfolgreichen Standardisierung von OER-Metadaten ist die breite Nutzung der SKOS-Beschreibungssprache für kontrollierte Vokabulare (SKOS = Simple Knowledge Organization System). Da es dafür bisher – weder auf Englisch noch auf Deutsch – eine gute Einführung gibt, soll eine solche erstellt werden.

Macht mit!

Damit das Projekt ein Erfolg wird freuen wir uns über alle, die mithelfen wollen. Hat es dich vielleicht in der Vergangenheit frustriert bestimmte Inhalte zu finden oder konntest du nicht herausfinden, woran und wie du mitarbeiten kannst? Dann halt dich nicht zurück mit Wünschen und konstruktiver Kritik. Wir freuen uns über jeden Hinweis und Verbesserungsvorschlag.

Vorerst melde dich am besten auf der Mailingliste der Gruppe oder wende dich per E-Mail/Twitter/Mastodon bei Adrian, Co-Moderator der OER-Metadaten-Gruppe. Im Laufe des Projekts werden wir noch weitere Beteiligungsmöglichkeiten anbieten.


* Zur Namenswahl: Es geht darum Spezifikationen (engl. Kurzfassung „Specs“) für Metadatenstandards zu entwickeln, die das Aufstöbern von OER erleichtern.

StöberSpecs: Projekt für eine professionelle Standardisierung von OER-Metadaten
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